Future Weekly
Die zwei Startup Veteranen Daniel Cronin und Markus Raunig sprechen mit jeder Menge Humor über Technologie, Unternehmertum und die Zukunft. Jeden Donnerstag analysieren sie die interessantesten News der Woche und küren Rockstars, die die Welt von morgen prägen. Jeden Sonntag begrüßen sie im Deep Dive visionäre Gäste für einen Blick hinter die Kulissen aktueller Trends und formulieren gemeinsam Moonshots & Predictions. Ein Podcast der verschiedene Welten verknüpft und mit mutigen Thesen inspiriert.
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#463 - Alina Nikolaou über TED Talks, Kuratierung & Originalität im AI Zeitalter
Zum Comeback der Deep Dives spricht Markus mit Alina Nikolaou, der Co-Founderin und Direktorin von TED AI in Europa. Sie diskutieren über die Herausforderungen und Chancen der KI, die Bedeutung von TED-Konferenzen und Alinas persönliche Reise von der Kommunikationsforschung zur Wissenschaftskommunikation. Alina teilt ihre Einblicke in die Kuratierung von TED Talks und die Rolle von KI in der Zukunft.
Musik (Intro/Outro): www.sebastianegger.com
Einen wunderschönen guten Morgen, guten Mittag, guten Abend, willkommen bei Future Weekly. Und ja, wir sind zurück mit unseren Deep Dives und haben uns natürlich zum Comeback einen großartigen ersten Gast geholt. Und das ist die Alina Nicolao. Hallo Alina.
SPEAKER_01:Hi Marcos, freut mich hier zu sein.
Markus:Wir freuen uns sehr, dass du bei uns bist. Und ich starte ganz traditionell mit einem Blick auf LinkedIn und da steht Co-Founder, Director and Creator TED AI in Europe, retired media technology researcher. Also, I have a doctorate, but so does Dr. Oetka. Treffend. Jetzt erzähl mal, was machst du, was macht TED AI? Was beschäftigt dich im Leben?
SPEAKER_01:Ja, erst einmal danke, dass du dir meine LinkedIn Description angeschaut hast. Ich denke, bei solchen Sachen nimmt man sich immer so viel Zeit und überlegt sich 30 Mal, wie man es formuliert, damit es eh gut ankommt. Und wenn es dann eine Person gelesen hat, fragt man sich umso mehr. Also danke dafür. Kurz zu mir, was ich bei der TED AI mache. Ich bin die Kuratorin und Geschäftsführer der Konferenz. Es ist eine von fünf offiziellen TED-Talks-Konferenzen der Welt. Also keine lokale TEDX, sondern einer von fünf offiziellen globalen TED-Konferenzen. Und mein Job ist eigentlich, dass wir einen innerlichen roten Faden durch die Konferenztage ziehen. Das heißt, beginnend von der Eröffnungsgala bis hin zur Afterparty, die TED-Talks, die unterschiedlichen Sessions, die wir anbieten, dass da wirklich diese Signature TED-Talk Magic, die vielen Leuten ein Begriff sind, dass die sich auch wirklich durch die Konferenztage durchzieht.
Markus:Sehr cool. Machen wir einen Schritt zurück. Also ich glaube, für viele Menschen ist schon auf der Bucketlist mal bei einem TED-Event zu sprechen. Wenn du zurückdenkst an deine Kindheit, war für dich das Thema Public Speaking? War das immer schon irgendwie etwas Faszinierendes, Eventmanagement schon immer? Oder was wolltest du werden, als du, ich weiß nicht, in der Volksschule warst?
SPEAKER_01:Das ist eine sehr spannende Frage. Ich glaube, ich könnte 50 Stunden lang drüber reden. Ich glaube, wie jedes Kind wollte ich irgendwann einmal Tierärztin werden. Und dann bin ich drauf gekommen, dass das ja eigentlich sehr eklig sein kann. Und da habe dann sehr schnell sehr stark für den Journalismus, Kommunikation, Politik interessiert, habe aber auch immer sehr gerne Events organisiert. Also ich war immer die Person, die dann eine Klassenfeier organisiert, die eine Motto-Party schmeißt. Ich mag das einfach sehr, sehr gerne. Und da treffen sich diese zwei Welten, glaube ich, sehr gut. Nämlich einerseits das Inhaltliche, wie bringt man tagesaktuelle Themen, aber auch zeitlose Themen zusammen, aber immer noch verpackt in einer spannenden Erfahrung und Experience, für die es sich lohnt, auch Zeit und Aufmerksamkeit zu investieren. Trotzdem bin ich auch leidenschaftlich gerne am Schreiben. Also ich schreibe sehr gerne. Ich habe auch sehr viel im Bereich Kreatives Schreiben, Poetry, Storytelling gemacht. Mache es immer noch. Was natürlich auch spannend im Kontext von AI ist, weil hier mittlerweile so viel mit ChatGPT etc. geschrieben wird, getextet wird und versucht auch immer ein bisschen so meinen Background mit dem Schreiben in unser Programm reinfließen zu lassen.
Markus:Jetzt hast du schon gemeint, okay, die Leidenschaft fürs einerseits Organisieren, einerseits fürs Schreiben. Wie, das sind jetzt Punkte, die man in der Schule gut ausleben kann normalerweise, aber wie hast du das dann in deiner Berufswahl bzw. auch in deiner weiteren Ausbildung gechannelt? War für dich da schon klar, in welche Richtung es gehen soll? Wie hast du deine Studienwahl damals auch getroffen?
SPEAKER_01:Ich muss da, glaube ich, ein bisschen ausholen, weil ich weiß nicht, ob man es überhaupt raushört, aber ich bin ja nicht in Österreich aufgewachsen. Ich bin in Griechenland aufgewachsen, weil meine Mutter aus Österreich ist, aus Tirol und mein Papa aus Griechenland aus Athen. Meine Eltern haben sich im Urlaub kennengelernt, natürlich. So eine richtig kitschige Touristengeschichte am Strand auf dem Peloponnes. Und meine Mutter ist damals dann auch für ihn nach Griechenland gezogen. Meine ganze Familie ist immer noch dort. Ich bin auch öfters dort, besuche Freunde, Familie, etc. Und deswegen kenne ich natürlich das griechische Schulsystem viel, viel besser und bin dann aber mit 18, weil ich auch deutschsprachig oder beidschrachig aufgewachsen bin, mit der Entscheidung, in Wien studieren zu wollen, auch nach Österreich gekommen. Also das hat mich überhaupt mal nach Wien gebracht. Und ja, natürlich war das ein kleiner Kulturschock. Man hört es mir manchmal nicht an, aber selbstverständlich sind das ganz andere Welten. Griechenland zu dieser Zeit war auch sehr stark geprägt von der Wirtschaftskrise. Ich bin ja auch ein Kind der Economic Crisis in Griechenland. Dementsprechend ist auch meine Zeit oder meine erste Zeit in Wien da sehr, sehr stark geprägt. Und natürlich sieht man das dann auch in der Art und Weise, wie mein Studium sich verlaufen hat, welche Fragestellungen mich da am meisten interessiert haben. Das wirkt sich ja auch direkt und indirekt darauf auf.
Markus:Jetzt erzähl dir mal ein bisschen von diesem Kulturschock noch. Du hast schon gemeint, du bist ein Kind der Wirtschaftskrise. War ja wirklich, besonders in Griechenland, sicher ziemlich hart und auch die Jobchancen sicher begrenzt. Könnte man sagen, okay, das würde dafür sorgen, dass Leute dann besonders sichere Jobs suchen. Jetzt in Richtung Kommunikation, in Richtung Storytelling zu gehen. Das ist jetzt nicht so die sicherste Industrie, würde ich sagen. Warum hast du dich trotzdem dafür entschieden, wie waren halt auch diese ersten Monate in Wien?
SPEAKER_01:Es ist tatsächlich, glaube ich, auch fast genau 13 Jahre her. Das war auch im September. September ist ja auch der Monat der Neuanfänge und tatsächlich bin ich dann vor 13 Jahren auch im September in Wien gelandet. Ich glaube, was viele Leute auch bezeugen können, die schon mal in Athen waren, egal ob beruflich oder als Tourist, als Touristin, ist, Athen ist, finde ich, eine Ruine innerhalb einer Ruine. Also das heißt, du gehst durch die Stadt, du siehst einerseits diese unglaublich wundervollen, antiken Tempel, diese Erhaltung der Geschichte. Und gleichzeitig ist die Stadt ja immer noch selber im Wandel, im Bauen. Viele Gebäude stehen seit Jahren, seit Jahrzehnten fast schon leer. Und dementsprechend das Alte im Alten finde ich weiterhin wirklich sehr, sehr schön. Und trotzdem ist Wien natürlich ein sehr starker Kontrast dazu. In Wien muss ich halt nicht 40 Minuten auf den Bus warten. Das ist schon mal eines der Sachen, die einem gut gefallen, wenn man in einer neuen Stadt eben landet. Und ich finde, in Wien habe ich einen tollen Anschluss zu einer sehr bunten internationalen Community gefunden. Ich finde, in Wien trifft man Leute wirklich von überall auf der Welt. Auch jetzt im TED-Team haben wir Leute aus den USA, aus Rumänien, aus wirklich super, super vielen unterschiedlichen Kulturen, Disziplinen. Das hat mir unglaublich gut gefallen. Und so bin ich auch tatsächlich bei der TED-Ex-Vienna damals gelandet. Denn 2014 hat mich eine Freundin einfach mal so eingeladen, mit ihr zu einer TED-Ex-Vienna zu gehen. Das war damals die lokale, eintägige Veranstaltung, einerseits mit lokalen Sprecherinnen, aber auch mit Sprechern von der ganzen Welt. Und da bin ich jetzt einfach mal ins Publikum reingegangen, habe mich reingesetzt mit meiner Freundin und ich fand das so großartig. Ich fand das so toll, dieses Storytelling in Kombination mit Wissenschaft, mit journalistisch relevanten Themen, trotzdem irgendwie zeitlos und emotional. Da habe ich mir gedacht, da muss ich unbedingt mitmachen. Habe mich dann auch als Volontär beworben für das Blog-Team damals. Damals, wo wir noch alle selber Texte geschrieben haben und nicht mit Chat GPT. Und bin seitdem auch nie wieder gegangen.
Markus:Teddy ist ja auch bekannt dafür, dass man eine coole Volunteering-Community, wie du gesagt, international ein Team. Aber eben Volunteering und irgendwann wird dann aus diesem Volunteering wahrscheinlich auch mehr geworden sein, im Sinne von irgendwann hast du dann halt auch wirklich Ted übernommen. Erzähl einmal ein bisschen von dieser Transition, auch was hast du vorher, du hast schon in deinem LinkedIn-Tag eingeschrieben, du hast auch einen Doktor. Also ich schätze, davor war der Fokus wahrscheinlich auch beruflich dann halt darauf. Aber wie war die Transition, dass dann auch als Ted tatsächlich ein Job und nicht nur eine Leidenschaft geworden ist?
SPEAKER_01:Ich wollte ja ursprünglich in die Kommunikations forschen, habe auch in diesem Bereich meinen Master, meinen Doktor absolviert, fertig gemacht, bin dann aber während des Forschens darauf gekommen, dass ich eigentlich eine miserable Forscherin bin. Das sagt ja auch niemand davor. Das trainiert, also es gibt ja auch keinen Test, den man machen kann, um zu verstehen, ob man dann wirklich fürs Forschen, für dieses akademische Arbeiten geeignet ist. Ich glaube, mich hat immer sehr fasziniert, dieses Hypothesen generieren, das sich einlesen, aber das akademische Arbeiten selber bedarf unglaublicher Geduld. Man muss einen sehr langen Atem haben, denn sehr oft forschst du an einem Thema und dann siehst du den finalen Forschungsartikel erst drei Jahre später veröffentlicht. Und dann gibt es wahrscheinlich 300 Leute, die denselben Artikel viel besser als du gemacht hätten. Und ich glaube, diese langen Lebenszyklen in der Forschung waren mir damals nicht besonders bewusst. Und obwohl mir die Forschung in der Publizistik unglaublich viel Spaß gemacht hat, ich habe so viele tolle, talentierte Forschende kennengelernt, habe ich dann auch mit dem Abschluss auch für mich entschieden, dass mir zwar Wissenschaft wirklich am Herzen liegt, aber dass ich dann doch eher in der Wissenschaftskommunikation zu Hause bin, als in der Kommunikationswissenschaft, wenn du weißt, was ich meine. Also ich finde dieses Thema, wie spotte ich spannende wissenschaftliche, soziale Inhalte und wie verpacke ich diese in interessantes Storytelling für ein breites Publikum, viel spannender. Ich finde, das liegt mir auch mehr als die Wissenschaft und das akademische Arbeiten selber. Und bin dementsprechend dann immer tiefer in diese TED-Welt reingerutscht und als dann eben vor zwei Jahren TED, also TED HQ aus Nordamerika, hat uns approached, also quasi sich angenähert hat, mit der Idee, potenziell eine offizielle TED in Europa zu machen. Und ob wir da Interesse hätten, mitzuwirken als Wiener Organiser von der kleinen noch TEDx Vienna, stand da sehr schnell die Frage im Raum, kann man das vielleicht ummünzen auf eine Vollzeitbeschäftigung und kann man das vielleicht noch klarer aufsetzen, damit dann auch wirklich dieser Qualitätsstandard von einer offiziellen TED gewährleistet wird.
Markus:Das hast du schon ein paar Mal angesprochen, diesen Unterschied zwischen TED-Ex und der offiziellen TED. Wie kann man sich das vorstellen? Wo liegt da konkret auch der Unterschied, beziehungsweise auch die unterschiedlichen Dimensionen, über die wir hier sprechen?
SPEAKER_01:Also lokale TED-Ex-Events finden überall auf der Welt statt. Das ist ja sowieso ein unglaublich interessantes Phänomen, dass von Sydney bis nach London bis nach Kolumbien lokale TEDx-Veranstaltungen gibt. Die sind meistens eintägig und organisiert von lokalen Communities. Es gibt sogar TEDx-Events, die in Gefängnissen stattgefunden haben, in Krankenhäusern. Also das ist wirklich die Kraft und die Leidenschaft von lokalen Community-Leadern, die sich dann die spannendsten Ideen und Stimmen aus der Community holen und sie in ein eintägiges Event verpacken. Und das ist ein Non-Profit-System, das von TED, also der Mutterorganisation, auf die Beine gestellt worden ist. Und das bringt uns eben zu TED, der offiziellen Mutterorganisation. Und offizielle TED-Konferenzen sind irgendwer hat mir das letztens gesagt, sind die New York Times unter den Veranstaltungen, also das kommt nicht von mir, auch wenn ich es glaube. Das sind wirkliche Legacy-Veranstaltungen, Legacy-Wissenschafts- und Ideenkonferenzen, die zwischen drei und fünf Tage lang gehen. Und was hier passiert, ist, dass dieses ganze TED-Universum zusammenkommt. Wie diese Marvel-Universum eigentlich. Da kommen halt deine Lieblings-TED-Speaker, die spannendsten Leute, die du eben von TED-Talks aus YouTube kennst, die kommen dann für diese Tage zusammen und entweder hören sich neue TED-Talks von anderen Leuten an, hosten selber Workshops oder hosten Panels, hosten Dinner und unterhalten sich eben um die physisch spannendsten Themen unserer Zeit, aber immer noch in einer leicht verständlichen Sprache. Das heißt, es ist keine klassische Business-Konferenz, es ist auch keine akademische Konferenz, sondern eine Ideenkonferenz. Und ich glaube, was eine offizielle TED nochmal anders macht als eine lokale TED-Ex, ist einerseits das globale Liner, also wirklich unglaublich international, und auch die Leute vor Ort. Für eine offizielle TED-Konferenz, und dasselbe gilt ja auch für die TDI, die heuer in Wien in Österreich stattfindet, bewirbt man sich für ein Ticket. Und erst nach Approval, also erst nachdem deine Bewerbung auch durchgegangen ist, kannst du dir ein Ticket kaufen und das hilft natürlich vor Ort eine spannende Community zu koordieren.
Markus:Hast du gemeint, die quasi das Headquarter TED ist damals auf euch zugekommen, ob ihr mitwirken wollt an einer europäischen TED-Konferenz für das Thema AI. Warum glaubst du, sind die damals auf euch zugekommen? Wie du richtig gesagt hast, es gibt ja Telex-Konferenzen in ganz Europa. Was habt ihr davor gemacht, dass ihr dann die Wort, die angesprochen wurden, ob man gemeinsam was Größeres bauen will?
SPEAKER_01:Ich glaube natürlich, dass sehr viele Parallelgespräche auch stattgefunden haben. Es ist jetzt nicht so, dass wir die Auserwählten, unser Frodo-Moment her der Ringe, so ihr seid jetzt the one and only. Natürlich nicht. Man schaut sich ja unterschiedliche Teams an, man schaut sich an, wie steht die Stadt dahinter, was ist die Unterstützung von potenziellen Sponsoren, aber natürlich, und das ist ja auch wirklich das Allerwichtigste, was ist die Kuratierung eurer letzten Events und was bedeutet das für eine potenzielle Kuratierung eines offiziellen TED-Events? Denn am Ende des Tages, ja, da kann das Catering oder das Experience Design der Veranstaltung noch so toll sein, wenn die Ideen und wenn die TED-Talks einfach nicht diesem Standard entsprechen, then is it's not a TED-Konference. And one of the Gründe was tatsächlich this sehr starke tradition of TEDx Svener, which guys are talks anbelangt. So habe ich auch kennengelernt. Und der Vlad sind mittlerweile auch verhärtet, was auch großartig ist. Also so viele tolle Geschichten, die ich da erzählen könnte. And there waren wirklich in den letzten 15 Jahren der lokalen TEDx Svena Talks dabei, die einfach Millionen von Views. Das sind wirklich so legendäre Talks dabei, die man sich immer noch anschauen kann, die immer noch großartig sind. Und ich glaube einfach auf basis von diesen fantastischen Curational Decisions und diesen tollen Entscheidungen, die der Vlad damals getroffen had, hat dann TED HQ gesagt: Hey, wir trauen uns das, we machen das jetzt mit dem Team in Wien.
Markus:Cool. Der Vlad is übrigens auch ein Co-Founder von Austrian Startups. Also definitiv jemand that viele coole Sachen ins Rollen gebracht hat. Jetzt hast du gemeint, okay, die Kuratierung, also die Auswahl der richtigen Speaker, der richtigen Themen, das war etwas, was eine riesen Stärke auch immer schon von euch war. Wie seid ihr da rangegangen? Gab es da ein System dahinter? Gab es da einfach, habt ihr ein gutes Bauchgefühl für die Themen gehabt? Was war eure Secret Source oder ist es immer noch?
SPEAKER_01:Und jetzt ist der Moment, wo ich das Geheimrezept öffentlich mache. Du, es gibt kein Geheimrezept und ich glaube auch, dass wenn jeder Zuhörer, Zuhörerin, du drei Tage in der Hofburg bekommen würdest, um eine Konferenz rund um das Thema KI auf die Bahn zu stellen, wir hätten einfach tausende unterschiedliche Varianten hätten und davon wären sicherlich sehr viele sehr gut. Also es ist natürlich eine sehr persönliche Entscheidung, wie man kuratiert. Ich muss auch sagen, dass ich heuer auch als einzige kuratiere. The Vlad is zwar Co-organizer, aber die Curation liegt ausschließlich bei mir. Und ich glaube, wenn die Curation by einer Person auch liegt, dass man das auch wirklich spürt vor Ort, dass man das Gefühl hat, dass jeder Baustein, jedes Panel, jeder Talk gut aufeinander abgestimmt ist und zumindest einem Geschmack folgt, der muss nicht jedem gefallen, aber es wirkt zumindest sehr kohärent. Wie wir jetzt Speaker-Speakerinnen aussuchen, erstens wichtig die Formulierung selber. Wir suchen die TED-Speaker aus und nicht sie uns. Das heißt, wir nehmen keine Bewerbungen an. Wenn ich mir meine Linkedin-Inbox anschaue, das sind 30.000 Leute und ihre Mutter, die sich für einen TED-Talk bewerben möchten bei mir. Weil natürlich diese Brand mit einer unglaublichen Glaubwürdigkeit und mit einem unglaublichen Vertrauen einhergeht. Aber genau deswegen ist die Curation auch wirklich sehr streng. Normalerweise setzen wir oder setze ich innerliche Schwerpunkte, die ich für wichtig erhalte und suche dann dazu passend einerseits Leader, die in diesem Bereich wirklich an etwas bauen, also Inventors, Leute, die Produkte, die Ideen vor Ort präsentieren können. Ich suche Denker, Denkerinnen, Philosophen, die auch nicht Angst haben, anzuecken und zu polarisieren. Ich suche aber auch Talente, von denen man noch nie gehört hat, die aber unglaublich tolle Sachen machen und die man sich dann vor Ort sich einfach anhört und sich denkt, Wahnsinn, Wahnsinn, dass es da draußen so viele spannende Leute gibt. Also es ist immer eine Mischung und das ist ja auch das Tolle an der TDI, es ist sehr interdisziplinär. Von jeder Disziplin ist jemand dabei. Und sobald man dann diese 20, 23 Sprecherinnen fixiert hat, dann beginnt ja überhaupt die große Reise, weil dann wird gecoacht. Also alles, was man auf YouTube sieht, das ist ja nicht, was in der Realität passiert. Ich weiß nicht, ob das die Leute wissen, dass es ja alles post-produced. Also es gibt einen riesigen Prozess dahinter, um sie überhaupt zu diesem Moment zu bringen.
Markus:Das heißt, ihr sucht es eigentlich nicht nach guten Speakern, sondern eigentlich nach spannenden Menschen, die etwas zu erzählen hätten, beziehungsweise halt auch an etwas großartigem Arbeiten, und ihr probiert sie dann auch auf dem Weg, ein guter Speaker oder eine gute Speakerin zu werden, zu unterstützen, habe ich es richtig verstanden.
SPEAKER_01:Genau, also ich suche nach Ideen, ich suche nicht nach Menschen oder auch nach professionellen Sprecher, Sprecherinnen, sondern ich suche zuerst nach der Idee und die Person dahinter soll dann so authentisch wie möglich, aber natürlich auch so klar wie möglich auf der Bühne diese Idee, diese Idee präsentieren.
Markus:Und dabei habe ich jetzt auch so ein bisschen rausgehört, zu viele Köche würden den Brei wahrscheinlich auch verderben, weil man dann halt, jeder hat seine eigene Meinung bzw. sein eigenes Bild, wie dieses Event ausschauen kann und deswegen ist auch Soul Curatorship wahrscheinlich etwas, was die Gesamtexperience da treibt. Wenn du jetzt sagst, ihr bringt es Leute oder ihr unterstützt es Leute dabei ein, auch ein guter Speaker, eine gute Speakerin zu werden, worauf kommt es da an? Was braucht es, damit aus einer guten Idee ein guter TED-Talk wird?
SPEAKER_01:Ich glaube, um die Message zu definieren, muss man sich mal das Medium anschauen, muss man sich mal die Form anschauen. Bei einem TED-Talk bekommt man zwischen 15 und 18 Minuten Zeit. Das war früher mal sehr kurz. Mittlerweile denkt man sich, 15 Minuten ist wirklich sehr lang. Das werde ich mir sicherlich nicht anhören oder anschauen. Aber man muss sich zuerst mal eben die Form anschauen. Wie kann man eine Idee in diese 15, sagen wir mal, Minuten verpacken. Und dementsprechend passt man dann auch die Message an. Das heißt, man muss schauen, dass nicht zu viele unterschiedliche Ideen oder Konzepte in diesem Talk landen. Es geht wirklich darum, es auf die eine essentielle Idee runterzubrechen und dann eine Geschichte drumherum zu bauen, die als Beweis oder als Zuhause für diese Idee funktioniert. Was ich jetzt mit Idee meine, normalerweise ist eine Idee ein Konzept, das mit einer Warum- oder einer Wieso-Frage, einer What-If-Frage beginnt, and die Geschichte drumherum ist dann das wer, wann, was passiert als nächstes. But der Kern davon muss immer das why sein, and das strahlt dann eben in die Geschichte aus. Es gibt je nach Thema, ob das jetzt in der Wissenschaft ist oder ob das ein soziales Thema ist, immer Tipps oder Richtlinien, was man inkludieren sollte, was man nicht vielleicht inkludieren sollte, aber was ich merke in den Coachings, weil ich setze mich ja dann auch monatelang mit den Sprechern und Sprecherinnen zusammen und unterstütze sie vom ersten Draft bis hin zur Finale Version. Dass die Talks, die meistens am besten sind, genau die sind, wo der Speaker sich mein Coaching anhört and nach 20 Minuten sagt, ich mach's auf jeden Fall anders. Herzlichen Dank. Und das ist so genial, weil das ist dann so kreativ. Ich habe schon so viele tolle Strukturen gesehen, auf die ich selber nie gekommen wäre. Und das macht dann auch wirklich ameisten Spaß, muss ich zugeben.
Markus:Die Originalität. Okay. Gibt es einen Talk jetzt aus, ich meine, du bist zehn Jahre bei TEDx gewesen, jetzt bald zwei Jahre Teddy. Gibt es einen Talk, der für dich das absolute Highlight war, wo du einfach jetzt immer noch davon schwärmst und sagst immer, das ist die Benchmark. Das hat noch niemand geschafft, so gut zu sein.
SPEAKER_01:Nee, nee. Das ist auch schwierig zu sagen, weil es gibt Talks, die ich unglaublich spannend finde, weil sie inhaltlich absolut interessant sind. Es gibt Talks, die vielleicht interessant, die vielleicht inhaltlich mich jetzt weniger gepackt hätten, aber dafür einfach von der Präsentationsart unglaublich bewegend waren. Also es ist jetzt sehr schwer, einen rauszupicken, wo man sagt, der hat mein Leben verändert. Es ist ja auch sehr selten, dass ein TED das Leben von einem verändert. Aber ich glaube, und das ist ja auch der springende Punkt. Du kannst dir all diese TED-Docks auf YouTube anschauen. Du musst dafür nicht dich anziehen und rausgehen. Aber der Punkt einer TED-Konferenz ist, dass du hingehst und du weißt, du hörst hier live 20 TED-Speaker an, die du wahrscheinlich nicht online angeklickt hättest, aber die dich vor Ort absolut begeistern. Und du kannst dich dann mit ihnen in der Pause unterhalten. Du gehst mit ihnen mittagessen, du triffst sie am Abend beim Dinner oder während du vorm WC wartest und du tauchst in dieses Universum von unglaublich spannenden und ambitionierten Persönlichkeiten ein. Und das kann dir einfach keine digitale Erfahrung jemals so wiedergeben.
Markus:Du hast schon gesagt, 15 bis 18, 15 bis 20 Minuten. Das ist in der heutigen Zeit eigentlich relativ lang. Habt ihr schon mal diskutiert, das kürzer zu machen? Also quasi an die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen anzupassen? Oder ist das auch eine bewusste Entscheidung zu sagen, eigentlich die Dauer einer, wie man eine Idee transportiert, die sollte sich nicht ändern und es sollten die Menschen halt auch weiterhin fähig sein, 15 bis 18 Minuten wo aufzupassen?
SPEAKER_01:Durerscheiden sich, glaube ich, die Geister. Je nachdem, wenn man, wenn man bei TED fragt, ob das jetzt bei uns ist oder auch auf Global-Ebene, gibt es da unterschiedliche Meinungen, um ganz ehrlich zu sein. Es gibt natürlich die Richtungen, die auch jüngere Zielgruppen erschließen möchten und dementsprechend auch kürzere Formate begrüßen. Ich glaube, ich persönlich sehe mich eher in der anderen Richtung. Ich finde schon, dass man als TED-Brand sich diesen Trend so gut wie möglich auch widersetzen sollte. Ich finde, es braucht einfach gewisse Zeit, bis eine Idee überhaupt präsentiert, erklärt, dagegen argumentiert wird. Das braucht halt alles auch Zeit, sonst kann ich mir auch ehrlicherweise einfach ein einseitiges PDF runterladen. Das could have been ein E-Mail, weißt du? Also es braucht einfach eine gewisse Zeit, um eine Idee aufblühen zu lassen. Und bei TDI zum Beispiel, weil es ist ja eine dreitägige Konferenz, haben wir einen ganzen Tag, nämlich den zweiten Tag, der sich genau diesem Thema widmet. Nämlich, wie kann ich eine TED-Idee nicht in einen TED-Talk verpacken, sondern in andere Formate, in der dann die Idee besser zur Geltung kommt. Zum Beispiel gibt es gewisse Thematiken, da reicht ein 15-minütiger Vortrag nicht. Da braucht es ein zweistündiges Panel, wo Leute auf der Bühne sind, die sich fetzen und sich debattieren, um überhaupt zu einem Kern, zu einer Kerngemeinschaft zu gelangen. Was wir auch machen, ist, dass wir die Leute aus dem Veranstaltungszentrum, also aus der Hofburg dieses Mal, rausschicken durch die Stadt, um mit entweder TED-Speakern oder anderen Experten eine Tour zu machen, um dort die Idee wirklich anzufassen und auszuprobieren. Also ich finde schon, dass längere Formate unglaublich wichtig sind und dass wir da jetzt auch nicht TED-Talks auf 30 Sekunden runterbrechen sollten. Aber das ist ja auch nur meine Meinung.
Markus:Du hast schon angesprochen, ihr seid in der Hofburg dieses Jahr, wart ja immer im Volkstheater und das hatte schon noch eine sehr besondere Atmosphäre. Also das Volkstheater da schon auch mit den quasi der Architektur eines alten Theaters. Warum habt ihr euch dann jetzt für die Hofburg entschieden? Ist das einfach die Größe oder gab es ja noch andere Gründe?
SPEAKER_01:Es ist so, Terea ist eine dreitägige Konferenz und die Chronologie gestaltet sich so, dass wir am ersten Tag mit einem Eröffnungstag starten. Da gibt es unterschiedliche Community-Meetups, Kaffee-Treffen, aber auch am Abend die große Eröffnungsskala. Und der zweite Tag ist eben unser Discovery Day. Da geht es darum, dass man Ideen discovered, geleitet von TED-Speakern, geleitet von unterschiedlichsten Industrie-Experten und Expertinnen. And then am Abend gibt es unterschiedliche thematische KITNA, whomby man sich anmelden kann. And the letter is then the tag with the TED Talks. All these three Tiger can be im Volkstheater stattfinden. Das Volkstheater is ja ein Theater. And letztes Jahr, zum allerersten TDA überhaupt, haben wir uns für die Lösung entschieden, diese three Tage in drei unterschiedlichen Locations zu machen. Also wenn jetzt gerade ein Eventmanager zuhört, der hat sicherlich schon Gänsehaut bekommen, weil das ja natürlich ein logistischer Albtraum ist, drei unterschiedliche Conferenztage in unterschiedlichsten Locations zu veranstalten. Es war natürlich großartig, weil viele Leute, and man muss auch sagen, die meisten Personen bei uns in der Community kommen aus dem Ausland, kommen nicht aus Österreich, von wirklich Japan bis hin nach Südafrika, bis hin nach Mexiko haben wir unglaublich internationale Täster. Das war ja ein Traum, dass sie so viele unterschiedliche Häuser von innen in Wien gesehen haben. Dass wir da hinten mit etlichen Lkws durch ganz Wien gefahren sind, haben sie natürlich nicht gesehen. Aber wir haben uns deswegen auch heuer dazu entschieden, dass wir ein Zuhause für alle drei Tage finden. Und da ist einfach die Wiener Hofburg ein unglaublich toller Ort, der eben nicht der klassische Konferenzraum, nicht das klassische Konferenzzentrum ist, wo meistens irgendeine recycelte Luft durch irgendwelche dunklen Fenster durchgepumpt wird. Ich bin ja eh kein großer Fan von. Und die Hofburg, das ist einfach, wenn du reinkommst, du siehst die Decke, du siehst, wie wunderschön die Architektur um dich herum ist. Und du bist einfach in einem Zustand von durchgehendem Wow. Und das eröffnet einfach schon mal deine ganze Einstellung gegenüber der Ideen, die du dann aufsaugst über die nächsten drei Tage.
Markus:Jetzt hat es hier eine Konferenz mit dem Thema AI. Und AI ist ja ein Thema, das uns beschäftigt auf allen Ebenen. Also sowohl technologisch als auch gesellschaftlich. Du als Kuratorin, was denkst du, sind gerade die spannendsten Fragen zum Thema AI da draußen, die vielleicht auch übersehen werden, die ihr dann auch vielleicht auf der TDI ein bisschen beleuchten wollt. Was sind Ideen, die vielleicht untergehen?
SPEAKER_01:Ich glaube, auf technischer Ebene gibt es super viele richtig interessante und komplexe Fragestellungen, die jetzt erst wirklich behandelt werden. Einerseits die Frage der Skalierbarkeit, das heißt, wie groß und wie effizient können diese Modelle noch werden? Und können überhaupt oder stimmt überhaupt the bigger the better, also je größer diese Modelle, sind sie überhaupt besser? Und was macht man zum Beispiel im Falle von Bereichen, wo man einfach nicht genug Daten hat. Zum Beispiel, wenn man sich jetzt Rocket Launches, also wenn man sich eben den Bereich von Raketen in die Luft schießen anschaut, da kann man jetzt auch nicht jeden Tag 30 Millionen Raketen in die Luft schießen, damit ich dann eine gescheite Datenbank dafür habe, die groß genug ist, um analysiert zu werden. Das heißt, man muss sich Möglichkeiten anschauen, wie man mit weniger Datenpunkten immer noch signifikant und erfolgreiche Modelle baut. Und dafür zum Beispiel arbeiten wir mit dem Lukas Kaiser von OpenAI. Der Lukas war auch einer der Co-Autoren dieses legendären Transformer-Papers, Attention is All You Need. Und er wird uns vor Ort auf der TDA auch präsentieren, woran OpenAI derzeit arbeitet. Aber natürlich sind das ja nur textbasierte Daten. Also was bedeutet das jetzt für Weltenmodelle? Was bedeutet das für dreidimensionale Welten, die dann wiederum als Informationsfluss dienen können? Und hierfür arbeiten wir zum Beispiel mit Christoph Lasner von World Labs, der auch vor Ort, und da bin ich super, super gespannt, zum ersten Mal auch ihre Arbeit vor Ort präsentieren wird. Also wir haben sehr viele Sprecherinnen, die auch die TED-Bühne nutzen, um eine Idee zum allerersten Mal öffentlich zu machen. Und gleichzeitig haben wir sehr viele Personen, die sich rund um KI und Arbeit in diesem Bereich befassen. Zum Beispiel Agentic AI ist in aller Munde. Aber da gibt es auch wirklich sehr wenige Experten, die auch wirklich was drauf haben und da eine Idee präsentieren können, die auch wirklich relevant ist für sowohl das Arbeits- aber auch das private Leben. Und da arbeiten wir mit dem Vice President of Agenti AI von AWS, dem Swami Siva Subramanian. Und der ist wirklich eine Legende in diesem Bereich. Das wird so ein toller Talk. Und ich glaube, wenn man vor allem aus einer Business-Perspektive zu DDI kommt, kann man da wirklich bei vielen Speakern super, super viel mitnehmen.
Markus:Ich glaube, du hast einen sehr guten Überblick über die Themen im Bereich AI jetzt. Wie ist deine persönliche Meinung, wie sich AI auch gesellschaftlich auswirken wird in den nächsten fünf Jahren, ich sage jetzt bewusst auch ein kurzer Horizont ausgewählt, ich sage jetzt mal die nächsten fünf Jahre.
SPEAKER_01:Du, es gibt die Personen, die absolute Panik haben und es gibt die Personen, die unglaublich begeistert sind und wahrscheinlich haben beide Seiten auch absolut recht. Und ich glaube, wenn man überhaupt eine Prediction machen könnte oder überhaupt sich diesen Fünfjahreshorizont anschaut, ist, dass sowohl sehr viele positive und sehr viele negative Elemente eintreffen werden, aber dass auch nicht alles von einem Tag auf den anderen passieren wird. Nehmen wir zum Beispiel das Thema KI und Arbeit. Es ist ja nicht so, dass wir jetzt alle an einem Mittwochmorgen aufstehen und einen Kaffee machen und dann plötzlich Millionen von Leuten arbeitslos sind. Das passiert ja alles wirklich graduell. Und ich finde, diese unsichtbare Hand der KI wird sowohl vieles Positives, aber auch viel Negatives anrichten. Ich glaube persönlich, einen der spannendsten Punkte, den man sich wirklich sehr genau anschauen sollte, ist diese sehr nahe Mensch zu Chatbot-Kommunikation. Weil die ist schon angekommen. Da muss man jetzt nicht fünf Jahre lang warten. Und diese sykophantische Seite der KI, also diese Seite, die dir immer Komplimente macht, die dir immer wieder zuspricht, ja, jetzt lachst du, ja, weil jeder das kennt, die sich ja einfach durchgehend positiv äußert. Ich glaube, das ist wirklich sehr wichtig, sich das bewusst zu sein, dass sich das dann auch unsichtbar, aber trotzdem auf die Kommunikation von Person zu Person auswirken wird. Man schaut sich ja mal, also man muss sich hier nur mal Social Media und Instagram anschauen. Da werden hier von Algorithmen unglaublich viele Trends gesetzt, die sich dann auch in der Realität widerspiegeln. Von Schönheits-OPs bis hin zu linguistischen Merkmalen. Wir sind ja auch geleitet von diesen Algorithmen und es ist sehr wahrscheinlich, dass dasselbe auch mit KI und Chatbots passieren wird. Das heißt, es gibt auch erste Papers, und ich schicke dir auch gerne danach eins weiter, wenn du es in die Shownotes packen möchtest, das darauf hindeutet, dass wenn man auf der Arbeit sehr viel mit KI arbeitet als Chatbot, dass man dann die eigenen Arbeitskolleginnen vielleicht etwas nerviger findet, etwas ungeduldiger, weil die einfach so lange brauchen. Und ich glaube, diese ersten Resultate, die deuten schon darauf hin, dass diese Kommunikation zwischen KI und Maschine sich auf die Kommunikation zwischen KI und Mensch sich auf die Kommunikation zwischen Mensch und Mensch auswirken wird.
Markus:Ja. Ich glaube auch, dass die psychologischen Auswirkungen von AI nicht zu unterschätzen sind auch interessant, wie du schon angesprochen hast, dieses Arschkrücherische von AI, wo jetzt dann durch das ChatGPT 5, wo dann sofort der Backlash war, dass Leute plötzlich eben nicht mehr ganz so Arschkriecher war, wie sehr das Leute auch vermisst haben und wie sehr das Leute auch brauchen, weil sie sich durchaus daran gewöhnt haben. Also nicht zu unterschätzen, was das mit uns macht, wenn du jetzt an deine persönliche Arbeit denkst, wenn du Ted AI organisierst und kuratierst, welche Rolle spielt da AI schon? Habt ihr gewisse Arbeitsschritte, die ihr damit automatisiert?
SPEAKER_01:Ich habe tatsächlich am Anfang des Jahres hier und da mal probiert, spannende Themen über diese Modelle zu finden. Das war aber einerseits unglaublich fad, ehrlicherweise. Da hätte ich auch auf LinkedIn gehen können und ein bisschen scrollen, da wäre ich auf selber rausgekommen. Und aber auch sehr biased. Das heißt, wenn du zum Beispiel nach interessanten Persönlichkeiten im Bereich Wirtschaft suchst, kommen meistens amerikanische Männer raus. Nichts gegen amerikanische Männer, wenn da jetzt gerade zuhört, aber ich meine, das ist halt dann irgendwann einmal auch langweilig. Also ich habe einfach gesehen, aus einer curational, aus einer kuratorischen Perspektive macht das für mich weniger Sinn. Wo ich aber persönlich gerne KI verwende, ist bei der Formulierung von E-Mails. Ich weiß nicht, ich bin einer von diesen Leuten, die unglaubliche E-Mail-Anxiety haben. Ich muss mir 30 Mal eine E-Mail durchlesen, bis ich sie abschicke, ob das eh gut formuliert ist und ob es eh gut ankommt. Und da muss ich sagen, ist leider die KI wirklich sehr, sehr hilfreich.
Markus:Ich glaube auch tatsächlich ein Curatorship, wo es so viel um Originalität geht, ist wahrscheinlich einer der Bereiche, wo AI noch am schwierigsten einen Wert schaffen kann, weil es eben genau ums Anderssein, um neue Ideen geht, wo sich AI durch das Kombinieren von bestehenden Datenquellen wahrscheinlich immer schwer tun wird.
SPEAKER_01:Aber Markus, wenn ich fragen darf, wie ist das bei euch? Wie verentwendet ihr Kim im Alltag?
Markus:Also ich bin ja auch ein Mensch mit vielen Hütten und einem sehr vielseitigen Job. Insofern nutze ich es zum Beispiel bei Social Media Posts manchmal, also auch Sprachgenerierung. Besonders wenn diese Social Media Posts halt einem Muster folgen. Also zum Beispiel eben unser Podcast, Social Media Posts, die eh natürlich thematisch originell sein sollen, aber grundsätzlich einem ähnlichen Muster jede Woche folgen. Da macht schon Sinn, dass man einen Teil der Arbeit automatisiert, sonst bin ich ehrlicherweise relativ vorsichtig mit der Nutzung von AI. gemerkt habe, dass ich dadurch denkfaul werde. Also immer wenn ich probiere, glaube ich, etwas an AI auszulagern, habe ich das Gefühl, dass ich dann sehr schnell auch Fähigkeiten in diesem Bereich verliere. Und deshalb bin ich da durchaus vorsichtig, habe aber auch sicher grundsätzlich eine Arbeit, die jetzt nicht klassisch viel Face-to-Face Leute treffen, viel Partnershipsarbeit. Das heißt, da ist wahrscheinlich das Anwendungsfeld auch noch nicht so klar definiert wie jetzt, wenn man zum Beispiel im Software Development ist, wo halt einfach große Teile der Arbeit viel einfacher werden, wenn man sie von E machen lässt, sie ist wahrscheinlich nicht vergleichbar. Gut, bringt uns langsam zu unserer Speedrun. Wenn du jetzt dazu zurückblickst auf deine letzten Jahre, was ist dein größtes Learning?
SPEAKER_01:Ich glaube, mein größtes Learning ist bevor man etwas kritisiert, sollte man es lieber mal selber ausprobieren, schauen, wie schwierig es wirklich ist und erst dann seinen Senf dazu geben.
Markus:Und dein bester Lifehack?
SPEAKER_01:Immer so einen Quantfußler mit dabei haben.
Markus:Einen Quantler? Boah, das ist ein cooler Lifehack.
SPEAKER_01:Das ist wirklich lebensrettend. Ich war schon in so vielen Situationen, ich meine, ich habe auch zwei Katzen, das muss man auch kurz sagen. Und da bist du wirklich ohne diesen Entfußler einfach aufgeschmissen. Also absoluter Lifehack, was auch immer passiert, wenn man mich mal einsam auf einer Insel findet, bin ich und dieser Entfußler. Und das kann ich wirklich jedem empfehlen.
Markus:Nice. Das ist ein absoluter neuer Lifehack und finde ich sehr gut. Hast du eine Buchempfehlung für uns?
SPEAKER_01:Ja, absolut. Meine Buchempfehlung ist Amusing Ourselves to Death von Lee Postman, ein legendärer Kommunikationswissenschaftler, der noch zu Zeiten von Fernsehen die These geäußert hat, dass wir uns einfach die Freiheit des sich langweilens nehmen und dass das desaströse Effekte auf Kreativität, Entertainment, Politik etc. haben wird. Und wenn man das heute liest im Zeitalter von dem Internet und Social Media, klingt das einfach noch wahrer als je zuvor.
Markus:Spannend. Hast du ein Lieblingsprodukt?
SPEAKER_01:Den Entfuseler.
Markus:Eine dumme Frage. Natürlich, was sonst? Aber jetzt stell dir bitte einmal vor. Du hast, es ist der Tag der TED AI. Du gehst gleich auf die Bühne, merkst, da sind Katzenfusel noch auf deinem Outfit und um Gottes Willen, jemand hat den Endfußler gestohlen. Was ist dein Lieblingsschimpfwort?
SPEAKER_01:Kann ich das wirklich sagen?
Markus:Ja, du hast jetzt offizielle Erlaubnis.
SPEAKER_01:Okay, es ist ein griechisches Schimpfwort. Das heißt, viele, die in Griechenland waren, kennen es eh und das ist halt Boremanlage. Das ist so ein allgemein Wort für Trottel, Depp. Man sagt auch, man verwendet das auch für andere, vielleicht schlimmere Szenarien, aber ich schimpfe einfach sehr gerne auf Griechisch. Ich glaube, das ist bei vielen Leuten, die zwei Muttersprachen haben. In der einen Muttersprache schimpft man einfach leidenschaftlicher. Das ist Griechisch bei mir.
Markus:Ist auch ein schönes Schimpfwort, finde ich jetzt rein. Melodisch, Klangbild. Das kann man schon sehr inbünstig auch sagen.
SPEAKER_01:Finde ich auch.
Markus:Super. Dann mit einem herzhaften Baumalaka kommen wir zu unserer letzten Rubrik. Und das ist Moonshots und Predictions. Wir brauchen von dir. Einen Moonshot, eine große Vision für die Zukunft, frei nach JFK, und eine Prediction. Eine Vorhersage, von der du felsenfest überzeugt bist.
SPEAKER_01:Moonshot, ich glaube, was ich unglaublich gerne sehen würde, ist, wie wir mit KI in den nächsten Jahren immer ein besseres Verständnis von Tierintelligenz erhalten. Das heißt, wie Tiere miteinander kommunizieren, wie sie sich ihre, wie sie durch die Welt gehen, wie sie akustisch, haptisch, anhand ihres Gleichgewichts die Realität verstehen. Ich glaube, da gibt es einen riesigen, also es gibt eine riesige, unsichtbare Welt an Wissenschatz, die wir überhaupt mitentschlüsselt haben. Und da wünsche ich mir wirklich ganz viel Forschung und Investitionen in diese Richtung. Und Prediction, ich glaube tatsächlich, dass die Einführung von KI im Medizinbereich einerseits sehr viele Diagnosen machen wird und sehr viele Leben retten wird. Wie davor noch nie. Aber ich glaube auch gleichzeitig, dass Menschen immer skeptischer werden, was die Wissenschaft anbelangt, wegen der Einführung der Technologien. Und weil die Distanz zwischen Patient und Arzt immer größer werden wird.
Markus:Deswegen sehr spannend. Lieber Alina, vielen Dank für den Einblick in die Welt von TED, für den Einblick in die Welt von AI. Vielen Dank euch da draußen auch fürs Mit dabei sein. Alina, Ted AI, sag uns nochmal kurz, wann findet es statt und kann man sich noch dafür bewerben?
SPEAKER_01:Also stattfinden tut die Teddy heuer in Wien in der Hofburg vom 24. bis 26. September. Man kann sich noch Tickets kaufen, aber es wird auch langsam knapp, muss ich sagen. Also die Nachlage ist wirklich sehr, sehr hoch. Aber ich freue mich, wenn Personen kommen, die entweder in KI arbeiten oder einfach neugierig sind, skeptisch sind. Ihr seid alle willkommen und danke auch dir, Markus, für dieses richtig coole Gespräch. Hat mich echt gefreut.
Markus:Vielen Dank auch euch da draußen. Wir wünschen euch eine schöne Woche und hören uns wieder am Donnerstag.